ELBFLUT 2002 in Nünchritz : Sachtext-Journal: Thema 4

 Renaturierung von Hochwassergebieten
 


Freie Flächen entlang von Flüssen spielen eine große Rolle in Bezug auf den Hochwasserschutz. Freie und natürliche Flächen sorgen vor allem für eine Verlangsamung der Flussgeschwindigkeit.

  Naturgemäß waren die natürlichen Überflutungsgebiete, die Auen, dafür zuständig. Nachdem diese im letzten Jahrhundert immer mehr durch Trockenlegung, Umwandlung in Äcker und Pappelwälder und Eindeichung verdrängt wurden, ist es heute wieder anerkannte Option, Überflutungsräume zu schaffen. Naturschützer bevorzugen den Weg der Renaturierung. Und Politiker müssen einsehen, dass Umsiedlung aus traditionellen oder neuen Hochwassergebieten zu einer Notwendigkeit wird.

  Natürliche, fliessende Gewässer, die sich über ungezählte Jahre entwickeln konnten, zeigen, dass sie sich in einer bestimmten Form entwickeln. Dabei gibt es einen gestreckten Oberlauf von der Quelle aus, eine gewundene Form im Mittelteil und einen verzweigten Unterlauf am Ende des fliessenden Gewässers. Diese Form entsteht durch eine Dynamik von Abtragung (Erosion) und Ablagerung (Sedimentation), also einer Bewegung von Material. Das Gleichgewicht dieser Bewegungen ist durch Begradigungen und damit verbundene Sicherungen an den Seiten, sprich Dämme, gestört. Zugleich wird die Laufzeitdes Flusses verringert. Dadurch kommt es zu Spannungen und und die Folge ist oft ein Abtragen tiefer gelegenen Materials auf dem Boden. (2)

  Durch die Renaturierung kann man also das natürliche Gleichgewicht in der Bewegung des Flusses wieder herstellen.

  Weitere Gründe und Lösungsansätze können Sie auf den Webseiten des hessischen Infomationssystems ISAR lesen. Zu finden auf der Seite : http://www.hmulv.hessen.de/umwelt/wasser/isar/ISAR_Website/index2.html

  Die Methoden und Instrumente sind bekannt und auch erprobt. Doch das größte Problem liegt in der Umsetzung und in der Tradition. Seit Jahrhunderten wurden die Flächen nahe des Flusses zu einer anderen Nutzung umgewandelt. Derzeit sind 16% der natürlichen Überflutungsflächen an der Elbe noch vorhanden. Laut Naturschutzbund geht das Land Sachsen-Anhalt davon aus, dass selbst bei großzügiger Deichrückverlegungnur 22% wieder erreicht werden können. (6) Der größte Teil der Flächen ist in privater Hand. Doch ein Hauptproblem steht in der Koordination solcher Maßnahmen, da die Verantwortlichkeiten auf sehr viele Körperschaften von Bund, Ländern und Kommunen verteilt ist. Die Lösung liegt in der Bündelung von Behörden und Dienststellen. (6)

 

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Recherche & Text: Sven Dämmig
 
 

QUELLEN & externe LINKS:

1
WWF:
Renaturierung

2
Informationssystem zur Auswahl effizienter Renaturierungsmaßnahmen für Fließgewässer (ISAR)

3
Bayerischen Landesamt für Wasserwirtschaft, München:
Hochwasserlexikon

4
Klaus Pfalzgraf, Hessischer Städte- und Gemeindebund, Mühlheim/M.:
Vorbeugender Hochwasserschutz auf kommunaler Ebene –Handlungsziele und Empfehlungen (Link zu pdf-Datei)

5
WWF:
Der „Grüne Korridor“ wird wahr : Über zehn Jahre erfolgreiche Renaturierung im Donau-Delta

6
Ralf Schulte, NABU-Akademie :
Die Wiederherstellung dynamischer Prozesse in Flußlandschaften - eine Herausforderung

7
Johanna Theunissen, NABU-Bundesvertretung Berlin :
Anforderungen des Naturschutzes an eine nachhaltige Flusspolitik



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